Sonntag, 11. Oktober 2009

Gedichtvergleich

In meinem Aufsatz werde ich die zwei Gedichte „Der Spinnerin Lied“ von Clemens Brentano und „Sehnsucht“ von J.F.v.Eichendorff analysieren und miteinander vergleichen. Ich werde die formalen und inhaltlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten und das Thema sowie die Motive vergleichen. Beide Gedichte kommen aus der Romantik und sind typisch für diese Epoche im 19. Jahrhundert.


Das Gedicht „Der Spinnerin Lied“ von Clemens Brentano behandelt das Thema Sehnsucht. Es wird die Sehnsucht nach einem verlorenen, geliebten Menschen, die Sehnsucht nach einem idealen, perfekten Zustand beschrieben. Es ist kein individuelles Gedicht, sondern es ist mythologisch aufgebaut. „Die Spinnerin“ ist eine alte symbolische Figur aus Norwegen. Sie spinnt das Schicksal der Menschen. Das Gedicht hat 6 Strophen a’ 4 Verszeilen und ist mit einem umarmenden Reim verfasst. Das ist ein typisches Reimschema für das Thema Liebe, da es „die Umarmung“ auch formal symbolisiert. Auffällig ist, dass der Autor das Gedicht in zwei verschiedenen Zeiten geschrieben hat, die ungeraden Strophen im Präteritum und die geraden Strophen im Präsens. Die Assonanz der 1., 3. und 5. Strophen besteht im Gleichklang der Vokale a. Die Endreime der Strophen 1, 3 und 5 sind identisch und es dominiert ebenfalls der Vokal a. Das schafft ein eher warmes Bild, unterstreicht aber auch die Monotonie der Wiederholungen (Laute, Worte und Verse). Durch dieses ständige Wiederholen wird auch das Rotieren des Spinnrades nachgeahmt. In den ungeraden Strophen wird die Vergangenheit angesprochen, welche mit Liebe und „zusammen sein“ in Verbindung gebracht wird. Die 2., 4. und 6. Strophen handeln von der Gegenwart, also dem „allein sein“ und der Traurigkeit. In diesen Strophen herrscht eine melancholische, getrübte Stimmung. Die Reime am Versende lauten auf „ei“. Es wird also ein sehr hohes, schrilles Klangbild schafft, welches wie bei den ungeraden Strophen gut zum Inhalt passt.


Das zweite Gedicht „Sehnsucht“ von J.F.v.Eichendorff behandelt ebenfalls, wie es der Titel schon erkennbar macht, das Thema Sehnsucht. Es handelt von der Sehnsucht nach der Fremde, der Natur und dem Wandern. Das lyrische Ich steht am Fenster und sehnt sich nach der Ferne. Ein Posthorn erklingt und verstärkt seine Gefühle und seinen Drang nach Freiheit. Das lyrische ich hört zwei junge Gesellen, wie sie wandern und singen. Es hört der Natur und ihren Klängen zu und sehnt sich nach ihrer Nähe. Das Gedicht ist mit 3 Strophen zu je 8 Verszeilen aufgebaut und es herrscht durchgehend ein Kreuzreim. Auffallend ist hier, dass die romantische Sichtweise von der Natur verdeutlicht wird (Felsenschlüfte, Quellen, Klüften – geheimnisvolle Natur). Es wird die ersehnte Ferne beschrieben. Das Gedicht ist im Zeilenstil geschrieben. Das bedeutet, dass die Satzeinheit oft über die Verszeilen in die nächste Zeile überspringt. Es werden sehr viele solche Enjambements verwendet, was ein sehr flüssiges Lesen ermöglicht und den Schwung des Reisens nachahmt.


Nun werde ich die Gemeinsamkeiten der beiden romantischen Gedichte anführen.

In dem einen Gedicht wird das Thema des Gedichtes („Sehnsucht“) bereits im Titel klar angesprochen, im anderen Gedicht erschließt sich uns dieses Thema erst beim Lesen.

„Der Spinnerin Lied“ ist in 6 Strophen mit je 4 Verszeilen geschrieben, während Brentanos „Sehnsucht“ nur 3 Strophen, dafür aber je 8 Verszeilen umfasst. Beide Gedichte sind in Endreimen verfasst. Das erste Gedicht ist im umarmenden Reim geschrieben, was typisch für das Thema Liebe ist, das zweite Gedicht hingegen ist im Kreuzreim geschrieben. Beides sind gängige Reimfolgen in der Romantik. Im ersten Gedicht werden alle Verszeilen mit Großbuchstaben begonnen, was im zweiten Gedicht, „Sehsucht“ von Eichendorff nicht immer der Fall ist. Dort werden die 2., 3., und 4. Verszeilen der ersten Strophe mit Kleinbuchstaben begonnen.


Bei beiden steht die Sehnsucht im Mittelpunkt, allerdings richtet sich die Sehnsucht bei Brentano auf einen verlorenen Menschen und bei Eichendorff auf die begehrte Ferne.


Somit bin ich schon bei den inhaltlichen Unterschieden. Wie schon in der Einleitung angeführt, stammen beide Gedichte aus der Romantik und behandeln beide das typisch romantische Thema „Sehnsucht“, doch hier gibt es, wie oben erwähnt, einen großen Unterschied zwischen den Objekten der Sehnsucht. „Der Spinnerin Lied“ handelt von der Sehnsucht nach der Vergangenheit und von der Liebe. Hingegen „Sehnsucht“ von Eichendorff handelt von der Sehnsucht nach der Ferne, dem Wandern und vor allem von der Freiheit. In „Der Spinner Lied“ gibt es sehr wenig sinntragende Nomen, daher sind in dem Gedicht sehr viele Wortwiederholungen vorhanden. Die wichtigsten Nomen in dem Gedicht sind: Nachtigall, Schall, Mond und Gott. Im Gegensatz dazu kommen in „Sehnsucht“ von Brentano sehr viele Hauptwörter vor, neben Landschaftsbegriffen (Sterne, Ferne, Bergeshang, Felsenschlüfte, Gärten, Wälder, Klüfte, Quelle) kommen Wörter des Reisens (Posthorn, Wandern) vor und durch die Wörter „Paläste, Marmorbilder, prächtige Sommernächte“ werden Assoziationen mit dem Süden hergestellt. Die Wörter „Mond“ und „Nacht“, als Schlüsselworte der Romantik, kommen hingegen in beiden Gedichten vor. Beide Wörter drücken die Düsternis und Dunkelheit aus.


„Der Spinnerin Lied“ von Clemens Brentano und „Sehnsucht“ von J.F.v. Eichendorff sind beides Gedichte, die typische Merkmale der Romantik aufweisen. Sie behandeln das für die Romantik typische Thema „Sehnsucht“ auf unterschiedliche Weise. Trotz dieser Gemeinsamkeit weisen beide Gedichte große Unterschiede in formaler und inhaltlicher Hinsicht auf.


Bastian Berchtold, am 10.10.2009

3 Kommentare:

baschtl hat gesagt…

Die Zeilenabstände hat es mir nicht zugelassen! Es hat immer einen Fehler angezeigt!

Guenter hat gesagt…

Dst / A: "...sondern es ist mythologisch aufgebaut. „Die Spinnerin“ ist eine alte symbolische Figur aus Norwegen. Sie spinnt das Schicksal der Menschen." --> So habe ich das nicht erklärt. Oberflächlich gesehen ist das ein Liebesgedicht. Eine Frau trauert um eine verlorene Liebe. Er nennt es aber "Der Spinnerin Lied" - sie wird also über ihre Tätigkeit definiert und daher weniger individualisiert, als wenn man es z. B. "Julias Lied" nennen würde. Sie wird auch nicht durch eine genauere Charakterisierung individueller. Sie bleibt 'die Spinnerin'. Es ist nun so, dass es auch in der Mythologie "Spinnerinnen" gibt (z. B. die Nornen, die den Schicksalsfaden der Menschen spinnen). Aufgrund dieser Assoziation, bekommt auch diese Figur einen mythologischen Charakter, d. h. man bekommt den Eindruck, dass das einen tieferen Sinn hat.

A: "mit einem umarmenden Reim verfasst.
(Fortsetzung folgt.)

Guenter hat gesagt…

A: "mit einem umarmenden Reim verfasst" -> (Reimschema) verwenden,gestaltet sein, ein regelmäßiges Reimschema haben
SB / Dst: "Es wird die Sehnsucht nach einem verlorenen, geliebten Menschen, die Sehnsucht nach einem idealen, perfekten Zustand beschrieben." --> sowohl ... als auch; [ODER] ... , aber auch die Sehnsucht nach einem vergangenen perfekten Zustand beschrieben.

exp: "kein individuelles Gedicht" --> Es wird kein individuelles Gefühl ausgedrückt
A: "auch formal symbolisiert" --> ausdrückt / sichtbar macht
I: "Auffällig ist, ..." --> Du solltest auch dazusagen, was damit inhaltlich ausgedrückt wird
Dst: "Vokal a. Das schafft ein eher warmes Bild, unterstreicht aber auch die Monotonie der Wiederholungen (Laute, Worte und Verse)" --> "a" --> Siehe Hinweis zur Bedeutung des a-Klangs in der Romantik! Die (scheinbare) Monotonie ergibt sich nicht nur aus dem Reim alleine, sondern daraus, dass man den Eindruck hat, ganze Sätze wiederholen sich.
Das Problem bei deiner Darstellung dieses Gedichtes ist, dass du die Gedanken nicht nach einem logischen Schema geordnet hast. Du schreibst, was dir gerade einfällt, aber das ist nicht korrekt: Absätze müssen durchgehend eine logische Ordnung erkennen lassen.
A: "wie es der Titel schon erkennbar macht" --> wie der Titel erkennen lässt
R: lyrisches Ich
A: das Gedicht ist aufgebaut aus ...
Dst: "dass die romantische Sichtweise von der Natur verdeutlicht wird "

I/Dst: "Nun werde ich die Gemeinsamkeiten der beiden romantischen Gedichte anführen. In dem einen Gedicht wird das Thema des Gedichtes („Sehnsucht“) bereits im Titel klar angesprochen, im anderen Gedicht erschließt sich uns dieses Thema erst beim Lesen." --> (auffällige/wichtige/...) Gemeinsamkeiten herausarbeiten / beschreiben / erklären/ genauer betrachten / ... --> Du solltest nun eigentlich nur dieses Motiv behandeln, du aber kommst gleich vom Thema ab und wiederholst dich auch, denn das hast du ja schon alles gesagt! Es ist auch nicht wesentlich für den Vergleich selbst, wie viele Strophen oder Verszeilen die Gedichte jeweils haben.
I: "Bei beiden steht die Sehnsucht im Mittelpunkt, allerdings richtet sich die Sehnsucht bei Brentano auf einen verlorenen Menschen und bei Eichendorff auf die begehrte Ferne." --> Aber bei beiden ist sie ausgerichtet auf die All-Einheit. Das kann übrigens für sich noch kein Absatz sein.

Normalerweise vergleicht man die Behandlung eines Themas, nicht stilistische Aspekte. Es ist möglich den Stil zu vergleichen, aber dann muss man das auch in Form von einer "STIL"-Untersuchung machen. Deine Aufzählung wirkt wiederum sehr ungeordnet und ist eine Auflistung, wie man sie in der Beschreibung eins Gedichtes (also in den ersten beiden Absätzen) finden kann. Weil beides Gedichte der Romantik sind, könnte man sich fragen, wie das stilistisch sichtbar ist, und darauf habe ich ebenfalls verwiesen.

SZ: Die wichtigsten Nomen in dem Gedicht sind: Nachtigall, Schall, Mond und Gott --> "Nachtigall", "Schall", ...

Dst/I: "Beide Wörter drücken die Düsternis und Dunkelheit aus." ???