Friedrich Schiller: „Die Räuber“
Friedrich Schiller (1795-1805) schrieb 1781 im jungen Alter von 22 Jahren das Drama „Die Räuber“. Es entstand zur Zeit des abklingenden „Sturm und Drang“ und ist eines der bedeutendsten Werke dieser Epoche. Im folgenden Aufsatz werde ich das Bild der Tyrannei und das Bild der Gesellschaft in diesem Werk beschreiben. Weiters werde ich auch noch erläutern, ob diese Kritik noch aktuell ist und ich werde erklären, was bei mir inhaltlich den größten Eindruck hinterlassen hat.
In meinem ersten Abschnitt behandle ich das Bild der Tyrannei und des Tyrannen, welches in „Die Räuber“ entworfen wird. Franz ist eine tragische Figur. Er ist von Geburt an doppelt benachteiligt: Er ist der Zweitgeborene und besitzt ein sehr hässliches Wesen. Er ist erbost über die Natur, weil sie ihn so benachteiligt hat. Dies erkennt man sehr gut im folgenden Zitat: „Warum musste sie [die Natur] mir diese Bürde von Hässlichkeit aufladen? Gerade mir?“ [I,1.Szene,16] Er macht Karl vor dem alten Moor durch Andeutungen schlecht, da er das Schloss übernehmen will. Er ist ein Intrigant, denn er täuscht seinen Vater, welcher auf seine List blind hineinfällt. Franz versucht alles, um an die Macht zu kommen. Er schreckt nicht einmal vor dem Mord seines eigenen Vaters zurück. Er zeigt keine Gefühle für seinen Vater. Ihm bedeutet Vaterliebe nichts. Das war aber in der Zeit des „Sturm und Drang“ eine sehr wichtige Wertvorstellung. Am Ende des Werkes zeigt Franz aber so etwas wie Einsicht Er weiß keinen Ausweg mehr und begeht Selbstmord. Das Bild des Tyrannen in Schillers „Räuber“ ist ein sehr zwiegespaltenes. Einerseits ist Franz ein machtgieriger, intriganter Verräter, der alles versucht, um sein Ziel zu erreichen, aber andererseits ist er eine traurige Figur, der von Geburt an eine nicht so rosige Zukunft versprochen war wie die seines Bruders.
Karl ist der Lieblingssohn vom alten Moor und deshalb ist es für ihn unvorstellbar, dass sein über alles geliebter Vater seinen reuigen Brief nicht anerkennt und ihn verbannt. Er reagiert pathetisch und maßlos übertrieben. Er ernennt sich zum Hauptmann einer Räuberbande. Karl sieht sich als Retter der Leidenden und Unterdrückten. Ebenfalls sieht er sich als Richter der Tyrannen und Unterdrückten. Er leidet und wehrt sich gegen diese spießbürgerliche Gesellschaft. Es sollte aber auch berücksichtigt werden, dass es positive Charakteren in diesem Werk gibt, die ein positives Gegenbild dieser Kleinbürgerlichen Gesellschaft erzeugen. Zum Beispiel Amalia: Sie ist eine sehr starke Frau, da sie sich nicht vom Tyrannen Franz täuschen lässt und nicht auf seine Lügen hineinfällt. Ihre Liebe zu Karl ist göttlich und sie würde ihn nie in Frage stellen.
Im Folgenden werde ich erklären, ob diese Kritik an der Tyrannei und Gesellschaft noch aktuell ist. Meiner Meinung nach kann sich solch ein tyrannisches Szenario in der heutigen Welt nicht mehr so einfach abspielen, da es heutzutage in Europa viel kontrollierter vorgeht. Man kann nicht mehr einfach so einen Menschen töten, ohne dass man rechtliche Konsequenzen tragen muss. Ein einzelner Mensch hat nicht mehr die Macht, die er früher hatte, unabhängig von seinem Namen oder Stand. Die Kritik an der Gesellschaft besitzt auch keine Aktualität mehr, da wir heutzutage eine sehr unabhängige, weltoffene und soziale Gesellschaft haben. Jeder Mensch ist gleich viel Wert. Es gibt Gesetzte, die auf der ganzen Welt gelten, doch leider werden diese nicht in jedem Land befolgt. Dies ist ein Punkt, gegen den man schon seit Jahren anzukämpfen versucht.
Nun komme ich zu meinem letzten Punkt, und zwar beschreibe ich, was bei mir inhaltlich den größten Eindruck hinterlassen hat. Die inhaltlich beeindruckendste Stelle im Werk war, als Karl seine Geliebte Amalie auf deren Aufforderung hin ermordet. Amalias Liebe zu Karl ist sehr groß. Sie vergöttert ihr. Dies kann man sehr gut im folgenden Zitat erkennen: „Die träge Farbe reicht nicht, den himmlischen Geist nachzuspiegeln, der in seinem feurigen Auge herrschte!“ Karl aber fühlt sich nicht würdig zu seiner Amalia zurückzukehren, da seine edlen Vorstellungen, unedle Taten und unedle Handlungen benötigten. Sein Schwur an die Räuberbande, ewig ihr Hauptmann zu sein, hinderte ihn ebenfalls sein „altes“ Leben wiederanzutreten. Zur Zeit des „Sturm und Drang“ war ein Schwur sehr ernst zu nehmen und ihm Folge zu leisten, komme was wolle. Da Amalia aber auch geschworen hat, Karl ewig zu lieben und ihm Treu zu sein, kann und will sie nicht mehr weiterleben. Karl tötet sie, damit sie nicht von jemand anderem getötet wird. Diese Szene ist so emotional und ist die einzige Stelle im Buch, die mich sehr berührt hat.
Ich habe mich bemüht, die mir gestellten Leitfragen korrekt zu beantworten. Ich habe herausgefunden, dass Schillers „Räuber“ kaum Aktualität mehr besitzt und dass das Beziehungsgeflecht der Hauptcharaktere Karl, Franz, Amalia und dem alten Moor ein sehr schicksalhaftes und von traditionellen Vorstellungen geprägtes ist.
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